Déjà-vu

Wer erinnert sich noch an [das da](http://blog.yonker.de/?p=42)?

Diesmal lief es so (gänzlich auf deutsch, da haben sich wohl einige beschwert):

„Hey there.“
„Guten Tag, bitte linker Zeigefinger!“ Ich lass mich fix scannen.
„Bitte rechter Zeigefinger!“ Hab ich auch, ja.
„Wo wollen Sie hin?“
„Zu Google. Ich mach da demnächst statistische Übersetzung als _trainee_.“
„OK. Den Pass bekommen Sie nächste Woche zugeschickt.“

? Ich blicke verblüfft drein.

„Gute Reise.“ Der Mann grinst.

Hm, man kennt sich ja mittlerweile, so oft, wie die schon meine Finger eingescannt haben… Ach ja, für alle, die’s offiziell auch wissen wollen: ich bin im Sommer dann mal weg.

Rochester – Anthology of Interest

Im ersten Teil soll es um Jetlag gehen und dessen erfolgreiches Verdrängen. Im zweiten dann, was selbstverschuldete Ereignisse zu erzählenswerten macht.

**ROC – CGN**

Es ist Freitag, 8am. Einmal noch durch die East Main Street. Vorbei an den verlassenen Gebäuden und verbarrikadierten Geschäftseingängen. „_Danger – Asbestos – Cancer and lung disease hazard. Keep out. Authorized personnel only. Respirators and protective clothing are required in this area._“ linksseitig, „_[Fallout Shelter](http://en.wikipedia.org/wiki/Fallout_shelter)_“ rechtsseitig. Jetzt weiss ich, wo die Doku „28 days later“ gedreht wurde. Wenigstens ein kleiner Lichtblick: nachdem man auf die East Avenue abgebogen ist, kommt gleich in einer Seitenstraße das [Java’s](http://www.javascafe.com), ein nettes Café, wo man zu smooth jazz einen sehr guten Kaffee und die ein oder anderen Cookies, Fudges, Muffins oder Brownies einwerfen kann. „For here or to go?“ Der Leitspruch der Stadt ist „Rochester. Made for living.“ Das verleitet zu einem zwinkernden „since it’s made for leaving, I’ll go with to go“.

Da das Wetter wieder etwas besser ist, mache ich noch einen kurzen Spaziergang am [Dinosaur](http://www.dinosaurbarbque.com) vorbei zur Staustufe. Die High Falls etwas weiter nördlich kenne ich nur vom Hörensagen. Sollen so ähnlich wie die Niagara-Fälle sein, aber allzu viel halte ich von diesem kackbraunen [Genesee River](http://en.wikipedia.org/wiki/Genesee_River) nicht. Das Dinosaur riecht wie immer herrlich _smoky_. Ich erinnere mich an die Bauchschmerzen vor einigen Tagen. Fleisch. Viel Fleisch. Smoked. Chopped. Sliced. Und dazu Stella Artois. Der lokale Rest taugt eher zum Abschmecken. Abschrecken? Irgendwie beides.

Am ROC gibt’s freies WLAN. Whooo! Der Flug ist aber _delayed_. Die Stadt mag gar nicht loslassen. Zeit, um ein Fazit zu ziehen. Erwähnenswertes aufzuzählen. Java’s, Dinosaur BBQ, und das Old Toad’s, ein British Pub mit importierter Bedienung. Eine kommt aus Birmingham. Ich glaube, da war ich auch schonmal. Rochester. Made for living. Eine Geisterstadt.

Flug nach Newark. Warten. New York liegt unter einer trüben Dunstglocke begraben. Ein älterer schwarzer Security Agent bemerkt einen deutschen Pass und fragt freudig „Where you from?“ und „Do you know Bingen?“. „Here, me, I know Bingen!“, freudig winke ich ihm zu. „I grew up in Ingelheim“, sage ich. Und er „Yeaah! I know Ingelheim. Bingen. Mainz. Rüdesheim. Great places!“ „Cool, Sir! Nice to meet you.“, antworte ich mit glänzenden Augen und denke mir: if one’s from Rochester, all places must be great places. Dann im Flugzeug. Alle wollen weg, wir haben Startnummer 9. Laut unserer Flugkapitänin kann das also noch 30-40 Minuten dauern. Ich betrachte die aufgereihten Flieger. Wie erwartungsvolle Flugwale strecken sie ihre Stupsnasen nach vorne. Ein paar Delphine sind auch dabei. Zum Glück sind Wolken von wattebauschiger Konsistenz.

Flug nach Köln. Hinter mir eine Mutter und drei kleine Kinder. Ich finde das sehr mutig. Ich mag kleine Kinder sehr. Irgendwann packe ich aber meine Alpines aus, lila Filter raus, gelbe Filter rein. Die Konzertgänger unter uns wissen, was ich meine. Ich glaube, ich habe sogar ein paar Stunden schlafen können. Im Rausch des Fluges weiss man nie so richtig, ob man jetzt schläft und von rauschenden Wasserfällen träumt oder bloß meint zu schlafen und von rauschenden Wasserfällen zu träumen. Wir lassen die Sonne hinter uns. Alles wird gelb-orange-lila, leuchtende Wolkenteppiche pflastern die Steppen der Erde unter uns. Es wird dunkel.

Ein orange-blauer Horizont erwacht langsam vor uns. Es wird heller. Es ist Samstag, 2am. Zeitzone anpassen. Die sechs geschenkten Stunden werden einem wieder entrissen. Doch schon 8 Uhr morgens. Während Rochester seine Einsamkeit zu Ende schlummert, pulsiert in Köln schon das Leben. Im Zug nach Aachen sind Amerikaner hinter mir. Aus Kansas City. Das ist mitten in der Pampa. Wahrscheinlich ein weiteres Rochester. Um 12 bin ich dann endlich wieder zu Hause. Eine bleierne Müdigkeit macht sich breit. Koffer auspacken, das Chaos etwas ordnen. Irgendwann sitze ich auf der Couch. Nur kurz ausruhen.

Das Telefon reißt meine Augenlider wieder nach oben. Christian ruft von der Arbeit an und möchte in die Pontstraße gehen. Besser als zu Hause gegen die Müdgikeit zu kämpfen. Das Wetter ist fantastisch. Christian hat sein Bürofenster offen und will gleich wieder zur Arbeit. Temperaturen wie im Sommer. Ich mobilisiere noch schnell Thomas und ab geht’s in den Pontgarten, was essen. Ich habe gar keinen Hunger und starte mit einer Apfelschorle. Das Wetter ist wirklich der Hammer. Wir landen in der Molkerei, wo wir uns in den nächsten Stunden festtrinken. Schönes Wetter und schöne Aussichten, jede Menge lustiger Gesprächsstoff, dann ist plötzlich happy hour. Es bildet sich eine Mojito-Fraktion, die wirklichen Gefallen am Tag findet. Noch mehr Gefallen findet sie auch am Abend. Bis zu dem Zeitpunkt, wo wir bemerken, dass unser Geld alle ist und mein Jetlag den Holzhammer auspackt. Ich ziehe die Notbremse. Das mit der Arbeit hat sich für Christian vorerst erledigt. Schlaftrunken radeln wir unseren Bettchen entgegen. Nur das Bürofenster bewegt sich lautlos im nächtlichen Wind. Es ist Samstag, 23:09 Uhr.

**Eine Sonntagsgeschichte** (Teaser)

Verwirrt durch die ganze Zeitzonenumstellungssache wache ich putzmunter um 4 Uhr morgens auf. Zu früh um aufzustehen, schaue ich mir einen Film an. Um sechs bin ich wieder so müde, dass ich tief und fest in die Welt der Träume gleite. Bis ich von einem Schwarm Hummeln attackiert werde. **brrrrrz** **brrrrrz** **brrrrrz** Mein Wecker? **brrrrrz** **brrrrrz** Ich habe doch gar keinen Wecker gestellt?! **brrrrrz** **brrrrrz** Und so gräßlich klingt mein Wecker gar nicht. **brrrrrz** **brrrrrz** Ist das meine Klingel? **brrrrrz** **brrrrrz** So klingt nur meine gräßliche Klingel! **brrrrrz** **brrrrrz**

Ich torkele zur Gegensprechanlage und bringe nur ein unverständliches „mwjhra?“ hervor. „Hi, hier ist Christian. Mach auf. Es ist wichtig.“ Ich drücke auf den Türöffner. Christian kommt die Treppe hinaufgeeilt. Es ist Sonntag, kurz vor zehn Uhr.

_Fortsetzung folgt_

Motto

> Nimm dir Zeit für das Wesentliche
> Wenige Menschen wünschen sich mit siebzig, sie hätten mit dreißig mehr Zeit im Büro verbracht.

Für diejenigen, die das bisher ignorieren (ich möchte mich da mal nicht herausnehmen): bitte ausdrucken und sichtbar aufhängen. Irgendwann kommt die Einsicht dann doch. Auch wenn es manchmal ein wenig dauert.

Mein Tag mit CO2

In der Wochenendausgabe der SZ ist im Panorama eine tolle Auflistung, wie sich ein _etwas verschwenderischer_ Tag (=**38011,65g**) zu einem _sparsamen_ (=**14410,99g**) verhält. Es geht um den alltäglichen CO2-Ausstoß, den wir als durchschnittliche Umweltsünder (mehr oder weniger) in die Luft pusten. Da lass ich mich doch nicht lumpen und berechne mal meinen CO2-Ausstoß für den heutigen Tag (bzw. für einen Arbeitstag, soweit angebracht):

1. Radiowecker: normalerweise dudelt meiner ja auch am Wochenende, damit man was vom Tag hat. Da mir Susanne aber ausdrücklich verboten hat, diesen heute zu stellen, bleibt er heute morgen stumm. Nichtsdestotrotz hängt er den ganzen Tag am Netz. (=**20g**)

2. Licht an. Aber erst abends. Sind zwar keine normalen Glühbirnen, auch keine Energiesparlampen, sondern so Halogendinger, davon dann aber vier parallel. Muss also was dazwischen sein. Ich schätze mal 150g. Eigentlich tendenziell weniger am Tag, wenn man’s über die Woche verteilt, weil ich da sowieso nie zu Hause bin. (=**150g**)

3. Ich heize wenig, und wenn, dann nur, wenn mir kalt ist. Das ist besonders sparsam. Es soll ja Leute geben, die nicht heizen, um Kosten zu sparen und dann im Schlafsack abends vorm Fernseher sitzen. Na sowas. Außerdem ist meine Wohnung keine 90qm groß. (=**4500g**)

4. Da ich keine elektrische Zahnbürste geerbt habe, putze ich mit einer ganz normalen Zahnbürste. Wahnsinn, das sind das erste Mal 0g. (=**0g**)

5. Aha! Da bin ich aber sparsam. Ich erhitze mein Teewasser immer im Wasserkocher. (=**47,7g**)

6. Ich kaufe, wenn überhaupt, frische Brötchen. Dann hat das CO2-Problem der Bäcker. Von wegen aufbacken. (=**0g**)

7. Ha! Ich fahre weder mit dem Auto noch mit der U-Bahn zur Arbeit, sondern gehe zu Fuß. Das ganze in geschätzten 40 Sekunden. Das macht atemlufttechnisch bestimmt nicht viel aus. (=**0,002g**)

8. Neonröhren im Büro. 9 Stunden? Na, sagen wir lieber 12 Stunden. Wer ist nur 9 Stunden im Büro? Ich kenne da keinen. Wir haben vier Neonröhren, macht dann ziemlich genau 1780,8g. (=**1780,8g**)

9. Oh, jetzt wird’s happig. Unsere Rechner laufen immer durch, und David vergisst immer, seinen Flachbildschirm auszumachen. Ich auch bestimmt manchmal. Und Olli erst! Na, da muss ich wohl einiges draufpacken. (=**2000g**)

10. Mittagessen: 200g Rindfleisch- oder Schweinefleischersatz aus der Mensa, das zählt bestimmt nicht so richtig. Wird unterirdisch gezüchtet, da steckt weder Energie, noch Geschmack, geschweige denn CO2 drin. Oder? Wer weiß schon genau, was wir da eigentlich essen… (=**330g**)

11. Lust auf Obst: na gut, ich kaufe zwar keine südafrikanischen Erdbeeren, aber Citruszeug aus Spanien darf’s schon sein. Kommt das per Flugzeug oder LKW? Wahrscheinlich letzteres. Glück gehabt. Ich setzte mal die doppelte Strecke wie „Erdbeeren aus Italien“ an. (=**438g**)

12. Äpfel aus Neuseeland oder vom Bodensee? Hm, hab ich noch nie so richtig drauf geachtet. Ich mach mal Mittelwert. (=**287g**)

13. Sport! Bei diesem fantastischen Wetter heute natürlich draußen. Englischen Garten haben wir hier nicht, trotzdem ist’s grün. Die SZ rechnet da mit 0g, wenn man mit Thomas die Klinikumsrunde dreht. Mach ich auch. (=**0g**)

14. Duschen. Wassersparender Duschkopf? Sowas gibt es? Hrm… Dann sind’s wohl eher 54 Liter für drei Minuten. Das ist aber viel… (=**2885g**)

15. Ich föne zwar nicht die Haare, dafür meinen beschlagenen Badezimmerspiegel. Ja ja, ich weiß… Sind ja bloß 20 Sekunden. (=**5,3g**)

16. Wäsche waschen. Mach ich immer bei höchstens 40 Grad. Und dann immer auch nur kurzes Waschprogramm. Hab ja schließlich nicht das ganze Wochenende Zeit. Effizient ist das bestimmt. (=**353,3g**)

17. Tiefkühlgemüse vs. frisches Gemüse. Sowohl als auch. Je nachdem. Mittelwert! (=**291,5g**)

18. Geschirrspülen. Die Maschine ist zwar bestimmt nicht energiesparend (die kann nur mit 65 Grad). Dafür kommt das nicht so häufig vor. Ich koche eher selten. Höchstens mal am Wochenende. (=**500g**)

19. Zehn Minuten staubsaugen bei einer Leistung von 2000 Watt. Meinetwegen. (=**106g**)

20. Eine Stunde fernsehen mit einem kleinen Röhrenfernseher. Ich habe gar keinen Fernseher! Dafür aber einen Rechner _ohne_ Internetanschluss. Ähem, ja. (=**37,1g**)

21. Nicht-existentes TV nachts vom Netz? Klaro. (=**0g**)

22. Eine Stunde Laptop nutzen. Hab ich auch. Aber ohne Internet, damit das klar ist! Ähem, ja. (=**12,19g**)

23. DSL-Modem den ganzen Tag angeschaltet lassen. Was ist denn ein DSL-Modem? Kenn ich nicht… Ich kenne aber Leute, die das nur anhaben, wenn sie denn auch auf den Wellen surfen. (=**6,2g**)

24. 150-Liter-Kühlschrank der Klasse A mit ∗∗∗-Fach, läuft 24 Stunden. Hihi, ich mach meinen Kühlschrank nachts immer aus. (=**355,1g**)

Sodele, mal schauen. Das macht zusammen **14105,192g**. Das ist weniger als der _sparsame_ Tag der SZ. Hach, was bin ich doch für ein umweltfreundlicher Mensch. Da kann ich mir ja demnächst glatt so ein PS-starkes Gefährt kaufen, das die CO2-Norm nicht einhält. Ich hab ja zum Glück noch ein wenig Luft nach oben! Ähem, ja. 😉

Argh! Ich merke gerade, dass ich den Wäschetrockner vergessen habe. Der macht nochmal ganz schön viel aus (=**2332g**). Schade, jetzt bin ich gar nicht mehr der sparsamste. Also im Sommer, um mich jetzt mal rauszureden, da trockne ich manchmal meine Wäsche auf dem Balkon, weil das noch schneller geht. Und damit das ganze Fliegenzeug auch eine duftende Anlaufstelle hat, wo es dann draufkacken kann. Hm, naja, war en Versuch wert… Asche auf mein Haupt. Oh! Wieviel Gramm CO2 mag das gewesen sein?

SB

U u u, sie kommen wieder nach Verviers! Am 14. Mai spielen [Spock’s Beard](http://spocksbeard.com/) erneut im [Spirit of 66](http://www.spiritof66.be/). Wer kommt mit? Brate, jeli idemo? Ich erinnere da nur an [2005](http://blog.yonker.de/?p=33), schon lange her, das. Ich freu mich schon.