PoS: Scarsick

Die erste Enttäuschung dieses Jahres: das neue Pain of Salvation Album Scarsick. Wurde von allen PoS-Fans heiß erwartet und ist nach erstem Durchhören so bitter, dass ich folgende Warnung äußere: Kaufen Sie dieses Album vorerst nicht! Kaufen Sie lieber Remedy Lane oder BE oder irgendeines der anderen Alben. Scarsick may cause some sickness in you!

  1. Scarsick:
    Noch während der ersten Minute beschleicht mich das Gefühl, es nicht mit einem neuen PoS-Album, sondern eher mit einem mediocren Nu-Metal-Abklatsch zu tun zu haben. Sprechgesang, monoton hämmernde Riffs, und dazu noch so ein hochgekreischtes Stimmchen als backing vocal. Naja, das kann doch nur besser werden, hoffentlich?! 2/10

  2. Spitfall:
    Der Neuzugang Rapper Daniel G. macht sich bezahlt. Im Video stehen bestimmt links 50cent und rechts TheGame. Mit hip-hop-stylischer viertöniger Klavierline, die immer wieder die gleiche Barbie-Melodie säuselt, dazu fuck you, fuck you down to the core gegen alle Amerikaner, oh Mann, jetzt wird’s peinlich Herr Daniel G. 0/10

  3. Cribcaged:
    Erinnert musikalisch anfangs ein wenig an BE, doch sobald Herr D. seine Lyrics auspackt, ist hier auch wieder Schluß für mich. Die Melodie ist zwar nichts außergewöhnliches und wirkt schnell eingängig, der Text jedoch mit seinen gefühlten siebenhundert Variationen des Wortes fuck im Mittelteil und im Anschluss hineingesampeltem Kinderlachen ist sowas von deplaziert, och nö. Parental Advice: Explicit Lyrics 1/10

  4. America:
    Aha, es wird endlich besser. Upbeat und sehr catchy (mein Bruder ruft „West Side Story“ und er hat Recht!), mit diesem Song freundet man sich nach dem zweiten Hören durchaus an. Und dass wir gegen Amerika sind, nun, das kam ja schon in den vorherigen Tracks heraus, nicht wahr? 5/10

  5. Disco Queen:
    8-minütiger Discosong! Ich glaube, einzig die Länge ist progressive (im Kontext des Disco-Genres), der Rest passt eher in die BRAVO-Sonntagscharts auf RTL2. Oder ich brauch noch ein paar Mal, das ganze zu hören. Manchmal macht’s ja erst nach dem x-ten Mal klick und dann hat man’s kapiert! Ah Satire?! Disco Star! 4/10

  6. Kingdom of Loss:
    Eine anfangs ruhige Ballade im Stile von The Perfect Element mit weit ausklingenden Gitarren und flächigem Refrain. Und sowas nach Scarsick und Spitfall? Hier verarscht uns doch jemand! Gutes Solo und danach mit Schmackes in härtere Refraingefilde. Das erste mittelgute Lied auf dem Album. 6/10

  7. Mrs. Modern Mother Mary:
    Fängt klassisch proggy an. Blubbert dann aber und klingt, als wäre es unter Wasser aufgenommen. Nanu? Nichtsdestotrotz wurden einige TPE-Ideen aufgegriffen, die etwas Vertrautes wecken. Ach ja, früher, wo alles besser war… 5/10

  8. Idiocracy:
    Der erste Song, in dem Daniels Stimmumfang endlich wieder etwas zur Geltung kommt. Braucht aber zu lange, um in Fahrt zu kommen. Typische Progmetal-Riffs, am Ende pompös und letztendlich alles schonmal dagewesen, früher, wo alles besser war… 5/10

  9. Flame to the Moth:
    Ich liebe synkopische ride cymbals! Aber irgendwie passt das Gekreische und die aufmüpfige double bass Nu-Metal-Riff-Combo mit dem Rest nicht zusammen. Der Anfang akzeptabel, aber später vom Gesang zu „System of a Down“-like (nichts gegen SoaD!) und überhaupt, hier kommt die zweite Message des Albums in ya face: waren wir eben noch gegen Amerika, geht’s hier auch zusätzlich allen Kapitalisten an den Kragen. Moment, Amerikaner sind doch überwiegend Kapitalisten! Diese Schw******** 4/10

  10. Enter Rain:
    Am Ende schafft es Herr Daniel G. doch noch, mich an die guten alten Zeiten zu erinnern. Dieser Song passt ein wenig ins Konzept des Meisterwerks Remedy Lane. Sehr düster und sehr traurig und sehr repetitiv. Eigentlich passend zum Album. ∗schnief∗ 5/10

Fazit:

Nun ja, meine Herren von und zu Pain of Salvation, insbesondere Herr Mastermind Daniel G. Sehr bitterer Nachgeschmack, den da euer neues Album hinterlässt. Ich glaube, dass ich mich mit einigen Songs noch anfreunden werden kann, nachdem ich Scarsick noch ein paar Mal gehört haben werde, aber trotzdem bin ich vorerst enttäuscht. Nichts ist übrig geblieben von der melancholischen Meisterhaftigkeit von Remedy Lane, der orchestralen Breite von BE, dem massigen Hosenschlackern von Entropias ! (Foreword). Schade eigentlich, die Erwartungen lagen hoch. Bleibt zu hoffen, dass Porcupine Trees Neuling besser wird!

Für diejenigen, die eine anti-amerikanische Message interessiert: hört euch Rage against the Machine an. Für diejenigen, die eine anti-kapitalistische Message interessiert: hört euch The The / Naked Self an. Von beidem habt ihr mehr als von diesem Scarsick. Vorerst.

Scarsick
VÖ: 19.1.2007
InsideOut

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3 Kommentare

  1. Ich kann Deine Meinung zwar respektieren aber in so ziemlich keinem Punkt nachvollziehen. Zumal viele Punkte nicht stimmen: Die Kritik im 2. Song richtet sich nicht gegen Amerikaner, sondern gegen die Rap- und HipHop-Songs und persifliert deren eigenes Genre kongenial. Auch Disco Queen beschreitet ähnliche Pfade. Klar, der Beat ist erst einmal schwer zu verdauen, aber er macht gerade mal 1/8 des Songs aus, der Rest ist raffinierte Spielerei mit Instrumetalität und Rhythmik. Und Sprechgesang ist für PoS nun wirklich nichts Neues, ich erinnere nur an „Used“ von der Perfect Element. Was die Lyrics angeht, da gebe ich Dir in manchen Punkten recht, die sind in der Tat sehr gewöhnungsbedürftig. Aber für mich ist das Album ein erstes musikalisches Highlight in diesem Jahr.

    Schade, dass Du keinen Gefallen an Scarsick hast. Die Platte ist es wert, Du lässt Dir ziemlich geniale Arrangements entgehen.

  2. nach erstem Durchhören so bitter, dass ich folgende Warnung äußere: Kaufen Sie dieses Album vorerst nicht! Kaufen Sie lieber Remedy Lane oder BE oder irgendeines der anderen Alben.

    tut mir leid, aber normalerweise sollte diese Einleitung schon jeden POS vom weiteren lesen abhalten, was bei mir offensichtlich nicht der Fall war.

    Das ist eben keine Musik zum anhören, einlegen und mitgrooven, sondern zum zuhören. ein durchlauf sagt da so ziemlich, nichts. Wer kann schon wirklich von sich behaupten das „be“ sich ihm vom start weg erschlossen und in seinen Bann gezogen hat. Gerade dieses schwer verdauliche Meisterwerk wird hier ja besonders gelobt. Selten wurden derart viele Rezensionen im Nachhinein widerrufen oder zum positiven verbessert. vielleicht gönnst du der Scheibe einfach noch ein paar Durchläufe. Es ist sicherlich nicht DAS POS Album aber dennoch weit besser als es hier im Schnellverfahren abgeurteilt wird.

  3. Hi Leute,

    danke für eure Kommentare! Und immer locker bleiben. Mittlerweile ist das Album ein paar Mal durchgelaufen und ich habe immer noch meine Schwierigkeiten mit dem ersten Teil. Die zweite Hälfte empfinde ich von Mal zu Mal besser, so dass die oben genannte Bitterkeit langsam aber stetig ins Süße driftet. Ihr habt Recht, man muss dem Album ein paar Durchläufe geben. (Vielleicht schlägt ja sogar der erste Teil eines Tages noch um. ;))

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