Richtich richtich popichdich

Nach vielen Jahren habe ich endlich mal wieder Zeit und Muße gefunden, „00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter“ zu schauen. Wenn man schon Besitzer Helges Special Edition mit limitiertem Nümmerchen ist, muss man auch seine Werke ab und an durch den DVD-Player laufen lassen. Richtig? Richtig, Popichdich…

Zurecht, denn ich habe mich lange nicht mehr so köstlich amüsiert. Natürlich gibt es die ewigen Helge-Diskrediteure, die damit nichts anfangen können und mit der Hand abwinkend die Augen verdrehen. Jedoch sei euch eines gesagt: „Wenn die Herren etwas Fruchtcocktail zu sich nehmen wollen, dann greifen sie bitte dort in die Schatulle, dort liegen sechs gelbe Äpfel.“ Einfach grandios wie die meisten Szenen ohne Drehbuch und mehrmaliges Einspielen auskommen (welches zur Not bei laufender Kamera vollzogen wird). Helge polarisiert nunmal, keine Frage. Die einen mögen, was die anderen hassen.

Schon lange habe ich eine solche Aneinanderreihung von zauberhaften Kameraeinstellungen und obskuren Dialogen vermisst, die dem tristen Hollywood-Alltag doch einiges entgegensetzen könnten. Exemplarisch sei im folgenden nur eine der unzähligen wunderschönen Szenen aufgeführt, die es einfach wert sind, gesehen zu werden:

Eine Bar, Jazzmusik im Hintergrund (natürlich von Helge), 00 Schneider und Lieutenant Körschgen planen die nächsten Schritte.

00 Schneider: Können Sie sich vorstellen… Nein, zu kompliziert.

Lt. Körschgen: Ich kann mir alles vorstellen! 00 Schneider: Ja? Lt. Körschgen: Ja! 00 Schneider: Hm. Wissen Sie was? Lt. Körschgen: Ja. 00 Schneider: Haben Sie schon einmal überlegt… wie… wir vorgehen könnten? Lt. Körschgen: Wie wir vorgehen könnten? Ja… hingehen! 00 Schneider: Richtig! Und ich weiss auch wohin.

Szenenwechsel vor Baxters Haus. Lt. Körschgen mit Hundeverkleidung und Kommissar Schneider im übergroßen Weidenkorb. Wechsel zu einem von Nihil Baxters Zimmern. Baxter eilt mit seltsamem Schritt zur Überwachungskamera. „Mhäh?! Was dat denn?“ Er eilt zur Tür und öffnet diese.

 

Lt. Körschgen: Guten Tag! Herr Kommissar, da ist er. 00 Schneider: (aus dem Weidenkorb springend) Polizei, wir sind beruflich hier. Mein Name ist Kommissar 00 Schneider. Nihil Baxter: Ich kaufe nichts an der Tür.

Baxter knallt die Tür zu und eilt durch den Gang zurück ins Zimmer. Von draußen tönt die Stimme von Körschgen mit Megafon: „Hier ist die Polizei. Baxter, kommen Sie raus! Sie sollen rauskommen! Können Sie mich hören?“ (Baxter hält sich am Fenster die Ohren zu). „Sie möchten rauskommen! … Der hört das wieder nicht.“ Baxter rennt zur Tür und öffnet erneut. Schneider hält ihm seine Dienstmarke entgegen und grinst triumphierend.

00 Schneider: Einlass! Befraagung! Polizahaj!

Baxter gewährt Einlass.

Nihil Baxter: Kommen se. Ähm. Wenn se mal gucken wollen hier! Aus Paris… oder Wuppertal. (dreht an der Orgel) So, das ist äh… Hehe. Warm hier, ne? (zieht sich die Jacke aus und hängt sie an einen imaginären Haken; die Jacke fällt auf den Boden) Boah, könnte mich kaputtschwitzen.

Nihil Baxter geht ins Wohnzimmer. Während die Kamera langsam auf das Zimmer zufährt, sieht man, wie Baxter ob seiner Nervosität erst aufs Bett springt, dann über das Tierfell krabbelt („Gut hier! … Viel Platz! … Für eine Person!“) Schneider und Körschgen gehen langsam über den Flur zum Zimmer.

Nihil Baxter: Herr Kommissar, Herr Kommissar! Schöne Wohnung, was? Für einen alleine, für mich alleine, ich bin ja sonst alleinstehend. Und wenn man nichts auf dem Kerbholz hat, ein schönes Leben führen kann, ich bin Kunstsammler, wie könnte so ein Mensch jemand umbringen, hehe, zum Beispiel, ich meine das nur als Beispiel gedacht, so. (Baxter bemerkt die Zigarette in Schneiders Mund) Sie rauchen! Vielleicht Zigarre? Zigarre für Sie? Hm, Herr Kommissar? Oh, der Hund? Auch keine Zigarre, naja, is egal. Rauch ich eben später die Zigarren allein! … So! Hm. Schauen sie sich ruhig richtig um hier, ja?

Kommissar Schneider und Lt. Körschgen gehen mit musterndem Blick durch das Zimmer. Plötzlich kreischt Baxter mit sehr schrillem Ton.

Nihil Baxter: Stop! 00 Schneider: Äh, wieso haben Sie „Stop“ gesagt? Nihil Baxter: Och, Herr Kommissar! Ich hab doch nicht „Stop“ gesagt?! So, wir kommen nun zur Sitzverteilung, Herr Kommissar. Sie setzen sich am besten in diesen Corbusiersessel. (zu Körschgen) Sie setzen sich besser hier vorne hin, so kann man sich sicherlich besser unterhalten. Ich geh zum Kamin und mach’s mir dort bequem.

   

Somit nehmen die Herren in diversen Ecken des Raumes Platz. Grandiose Einstellungen. Lange Pause, die Kamera zeigt wechselnd die Personen, wie sie ihrer Positionen harren. Baxter räuspert sich.

Nihil Baxter: Ja, äh. Ja, ich sach da sitzt man nun. Hehe. Kein Stoff!

Er schwingt hin und her.

 

Nihil Baxter: Kein Rede, äh, Redestoff. Wie finden se eigentlich meine Tapeten? Körschgen ruft dazwischen: Herr Kommissar, ich nehme jetzt meine Nase ab. Nihil Baxter: Haben Sie fragen? 00 Schneider: Weshalb? Nihil Baxter: Drei Herren, in einem Raum… (gluckst) Schlecht ne? Da kann man wohl schlecht Fotze lecken… 00 Schneider: Ja, sicher. Sicherlich. Genau! Nihil Baxter: Herr Kommissar? Interessieren se sich für Skulpturen? Darf ich Ihnen mal eine zeigen? Eine einzige. Hier! (bestimmend) Diese Skulptur stammt aus dem Jahre 1! (schreit) Das hier ist der Pillermann!

Nihil Baxter greift an das dritte Bein der Skulptur, welches abbricht und die Skulptur zu Boden stürzen lässt, wo sie zerschellt. Baxter grunzt mit tiefem verzerrtem Ton.

 

Nihil Baxter: Ooooh! Die Skulptur ist kaputt gegangen! Äuhrrmm… Entschuldigung, ähehehehe. Entschuldigung, äh, für das Entgleisen, ich setz mich lieber wieder. Ich hab noch mehr andere Skulpturen. Hehe, brauch ich ja deshalb nicht sauer zu sein. (wieder mit tiefem schreiendem Ton) Wegen der Skulptuuuur. (schrill, klatscht in die Hände) Hihihihiii, Skulptur kaputt, Skulptur kaputt, Skulptur…

Lt. Körschgen: Ohgottohgott, was das fürn Kerl… Nihil Baxter: …kaputt, Skulptur kaputt. Ist gar nicht schlimm. Hahahahahaa.

Der Rest der Szene ist auch noch klasse, dies soll aber mal reichen. Das musste einfach mal sein. Ein Stück Helge in meinem Blog, dat hat wat. Helge, nicht böse sein wegen Copyright und so, liest sowieso keiner. Der Film ist aber einer deiner besten. Ach ja…